In der Nähe des Ausganges zur Johannisallee hält der nebenstehend abgebildete, großer Findlingsblock das Andenken an den Leipziger Bürger Dr. jur. Moritz Seeburg lebendig.
Wer war Dr. jur. Moritz Seeburg, und was verbindet ihn mit der Kleingartenanlage „Johannistal “?
Der am 19.3.1794 in Torgau Geborene studierte in Leipzig Rechtswissenschaften und ließ sich in der Messestadt als Rechtsanwalt nieder. Im Zuge der sächsischen Gemeindereform im Jahre 1831, welche auch in Leipzig mit dem Polizeiregime aufräumte und den Bürgern das Recht auf Mitbestimmung in städtischen Angelegenheiten garantierte, trat Moritz Seeburg in das Licht der Öffentlichkeit. Er war 37 Jahre alt, als er in das Ratskollegium gewählt wurde, und war bis zu seinem Tode Stadtrat und Vorsteher des Johannishospitals.
Seine besondere Fürsorge galt den Kindern der armen Schichten und den für diese Kinder eingerichteten Ratsfreischulen und deren ständige Verbesserung und Erweiterung. Aber seine größte Tat, die inzwischen mehr als 170 Jahre Gutes und Nützliches erbrachte und bis zum heutigen Tage reicht, war die Gründung der Gärten im Johannistal. Im Herbst 1832 begann auf dem Gelände der Johannisvorstadt ein emsiges Arbeiten. Stadtrat Seeburg war es gelungen, die Zustimmung des Rates und der Stadtverordneten für die Kultivierung der großen dem Johannishospital gehörenden Sandgrube zu Gärten zu erhalten.
Die Sandgrube war schon seit längerer Zeit ein Sorgenkind des Hospitals gewesen, und Dr. Moritz Seeburg ergriff die Initiative, mit der Schaffung und Gestaltung von Gärten ein neues Erholungsgebiet zu schaffen.
Im Oktober 1832 wurden 86 Gärten abgesteckt. Aus dem verwahrlosten Brachland wurde durch das Pflanzen von Bäumen, das Anlegen von Beeten, das Errichten von Lauben und Kinderspielplätzen ein blühendes Paradies. Die Anlage hat bereits vieles von dem vorweg genommen, was Schreber und Hausschild gesehen haben mussten und ihrerseits umsetzten, was zu der allseits bekannten Namensgebung „Schebergärten“ führte.
Am 24. Juni 1833 wurde die Schöpfung Seeburg’s als „Johannistal“ eingeweiht.
Am 30. Oktober 1851 verstarb Dr. Moritz Seeburg als hochverdienter Stadtrat. Noch heute erinnern ein nach ihm benannter Weg und der „Seeburgstein“ im Johannistal an sein Wirken.
Der Seeburgstein wurde bald nach seinem Tode gemeinsam von seiner Witwe Elisabeth Seeburg und den Kleingärtnern errichtet.
Das Johannistal hat seit 1873 ein Drittel seiner ursprünglichen Größe durch Bebauung verloren, aber das Versprechen der Ratsherren und der Wahlspruch Seeburg´s, „das Land ist viel zu kostbar, es wird nicht verkauft“ , wird uns Kleingärtnern Mahnung und Verpflichtung sein, die älteste Kleingartenanlage Leipzigs für die Gegenwart und die Zukunft zu erhalten.
Wolfgang Preußler, Winfried Heydel, KGV „Johannistal 1832 e. V.“