Nach der Urbarmachung der Gärten und feierlichen Weihe des Johannistales in den Jahren 1832/1833 wurden auf Anregung von Dr. Moritz Seeburg im Oktober 1833 an der nördlichen Grenze des Tales drei Linden gepflanzt. Diese Linden wurden geweiht und erhielten die Namen:
König-Anton-Linde (nach dem sächsischen König benannt)
Friedrich-August-Linde (benannt nach dem Prinzmitregenten)
Konstitutionslinde (aus Anlass der Verkündung der ersten Verfassung des Königreiches Sachsen im Jahre 1831 benannt )
Bei einem Besuch des König Anton und des Mitregenten Prinz Friedrich August und seiner Gemahlin Maria im Johannistal am 1. Mai 1834 bekam der Platz vor der Rosskunst (durch Pferde angetriebenes Schöpfwerk) eine weitere Linde.
Sie wurde Marienlinde genannt, da Prinzessin Maria diese Linde mit eigener Hand in den Boden gesenkt (haben soll).
Diese Linden gaben der späteren Lindenstraße (heute: An der Verfassungslinde) ihren Namen. Dieser Teil des Johannistales wurde später leider überbaut, so dass das Johannistal fortan in westlicher Richtung nur noch bis zur Stephanstraße reichte.
Im Zuge der Umgestaltung des Eingangsbereiches zum Johannistal, welches mit dem Bau des großen Bürokomplexes an der Prager Straße im Zusammenhang stand, wurde auf dem Plateau „Johannisallee“ eine Linde gepflanzt. Eine zweite Linde, die ebenfalls im Eingangsbereich steht, war 1983 von Herrn Joachim Seebauer, Bauingenieur der Universität Leipzig, in der Dachrinne des Anatomischen Instituts als kleiner Sämling entdeckt worden. Diese ca. 10 cm hohe Pflanze nahm er mit und überwinterte diese im Büro. Im zeitigen Frühjahr 1984 pflanzte Herr Seebauer den jungen Spross an seinen jetzigen Standort, wo er zu einem prächtigen Baum heranwachsen konnte. Im Oktober 2001 wurde eine dritte Linde, welche das Amt für Stadtgrün und Gewässer Leipzig spendete, von den Mitgliedern des Johannistales gepflanzt. Anlässlich des 170 jährigen Bestehens der „Gärten im Johannistal“ und des 150. Todestages von Moritz Seeburg (30.10.2001) wurden diese Linden am 7. Juni 2002 feierlich geweiht und erhielten die ursprünglichen Namen der Linden des Johannistales. Die Weihe und die Enthüllung der Erinnerungstafeln wurden vom damaligen Vorsitzenden Michael Schlachter unter Teilnahme von zahlreichen Mitgliedern des Vereins sowie Vertretern der Stadt Leipzig, des Stadtverbandes und der Universität Leipzig vorgenommen.
Seit der Namensgebung im Jahre 2002 sollten noch 10 Jahre vergehen. Es war nun an der Zeit, dem Johannistal endlich seine vierte historische Linde zu geben. Auf Anregung der AG Historik nahm der Vorstand des Vereins unter dem Vorsitz des Gartenfreundes Kurt Neugebauer den Jahrestag „180 Jahre Gärten im Johannistal“ zum Anlass, diese Linde zu kaufen. Sie wurde aus Mitteln einer Förderung des Amtes für Stadtgrün und Gewässer Leipzig finanziert. Im Oktober 2012 konnte diese vierte Linde gepflanzt werden. Wenn hier noch einmal die alte Schrift aus dem Jahre 1833 von M.C.F. Leuschner (stark abgewandelt und gekürzt) benutzt wird, so kann man zu diesem Tage sagen:
„Unter die Wurzel der Linde, drei Fuß tief, wurden diverse Münzen gelegt, als Zeichen des geschichtsbewussten Interesse der Johannistaler Kleingärtner“
Diese Beigaben wurden von Gartenfreund Winfried Heydel in Anlehnung an die früheren Rituale der ersten Lindenweihe aus dem Jahre 1833 vorgenommen.
Zur Eröffnung des Sommerfestes am 21.Juni 2013 erhielt diese Linde in einer feierlichen Weihe den Namen „Marienlinde“.
Alle vier Linden bekamen neue Stelen aus Holz mit entsprechender Beschilderung. Die alten Schrifttafeln wurden durch Vandalismus beschädigt bzw. gestohlen.
Nun stehen sie wieder im Johannistal, die vier historische Linden. Mögen sie wachsen und gedeihen, die Zeiten überdauern. Dem Verweilenden sollen sie Zeugnis der Verbundenheit der Johannistaler zu ihrer Historie geben.
Zur vollständigen Geschichte muss noch ergänzt werden, dass bereits vor diesen vier Linden die Idee geboren wurde, durch das Pflanzen einer Linde nachfolgende Generationen an die denkwürdige Völkerschlacht von 1813 zu erinnern. Sie kam von einigen Gartenpächtern des Johannistales, darunter auch der Ahnherr des Johannistales, Moritz Seeburg. Diese Linde war das „erste Völkerschlachtdenkmal“ in Leipzig und wurde am 19. Oktober 1833 im Garten des Kaufmanns Mittler in der Nähe der heutigen Prager Straße gepflanzt. Dieser Teil des Johannistales existiert heute auch nicht mehr, geblieben sind die Erinnerung und der Zeitungsbeitrag in den Leipziger Neuesten Nachrichten vom Oktober 1833. Vielleicht findet auch sie noch einmal eine Nachfolgerin!?
Leipzig, September 2013